Hoffentlich haben Sie einen “Ernährungsplan”.
Der leichte und unmittelbare Zugang zu Informationen wird oft als großer Vorteil der heutigen Anleger gegenüber früher dargestellt. Blogs, Podcasts, Social Media, Bücher und andere Medien.
Der Vorteil des verbesserten Wissens wird leicht durch die Herausforderung des Umgangs mit einer unaufhörlichen Flut von Informationen zunichte gemacht. Vieles von dem, was Anleger konsumieren, ist kaum mehr als Junkfood für Anleger, das uns zu Entscheidungen verleitet, die sich im Moment gut anfühlen, aber langfristig mit erheblichen (finanziellen) Gesundheitsrisiken verbunden sind.
Gerade im Moment, zu Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und Herausforderungen, wird sehr viel informatives Junk Food verteilt.
Ob es sich nun um ein Update darüber handelt, warum der Aktienmarkt heute niedriger geschlossen hat, um eine anschauliche Beschreibung eines neuen und tiefgreifenden Wirtschaftsthemas oder um eine überzeugende Darstellung, warum wir auf eine Rezession zusteuern – solche Mitteilungen haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Verlockungen und Gefahren von Junk Food. Sie bietet uns eine schnelle Lösung, ist interessanter als die Dinge, die uns gut tun, und kann langfristig Schaden anrichten.
Es ist nicht nur verlockend, es ist auch allgegenwärtig. Investitionsmüll ist weit verbreitet. Es ist, als wäre man in einem Supermarkt, in dem es reihenweise Kuchen und Eiscreme gibt, während Obst und Gemüse in einem Regal in der hintersten Ecke versteckt sind. In einem solchen Umfeld ist es unglaublich schwierig, kluge Entscheidungen zu treffen.
Wer profitiert vom Junkfood?
Die treibende Kraft hinter diesem Problem sind Anreize. Junk Food für Investoren wird in der Regel aus einem von zwei Gründen kreiert: um das eigene Vermögen zu steigern oder um Aufmerksamkeit zu erregen (und daraus wiederum das eigene Vermögen zu steigern). Die Hauptmotivation ist in der Regel nicht, unsere langfristige finanzielle Gesundheit zu verbessern, sondern in irgendeiner Weise von uns zu profitieren.
Während der gelegentliche Schokoriegel unserem langfristigen Wohlergehen wahrscheinlich nicht schadet, kann Investment-Junk Food viel schädlicher sein. Scheinbar kleine Fehler können sich auf lange Sicht zu dramatischen Kosten summieren. Diese Flut von wenig hilfreichen Informationen ist höchst relevant und alles andere als harmlos.
Die Finanzmärkte sind ein natürliches und fesselndes Märchenbuch. Ein ständiger Strom von Helden, Schurken, Chancen, Bedrohungen, Misserfolgen und Erfolgen. Das macht sie fesselnd und faszinierend – die perfekte Kulisse für die Schaffung von Investment-Junkfood. Es gibt immer eine neue Geschichte zu erzählen und zu verkaufen.
Eines der größten Verhaltensprobleme von Anlegern besteht darin, dass sie die unaufhörliche Bewegung an den Märkten als Aufforderung zum Handeln in unseren Portfolios missverstehen. Wenn sich an den Märkten etwas tut, dann sollte sich auch in unseren Portfolios etwas tun. Dieses Missverständnis wird durch das Junkfood für Anleger ausgenutzt. Es sagt uns, dass sich die Dinge ändern, und fragt uns, warum wir nichts dagegen unternehmen.
Für die meisten Anleger können die Finanzmärkte chaotisch und faszinierend sein, aber unsere Portfolios sollten stabil und langweilig sein.
Die gängigste Rechtfertigung für die industrielle Produktion von Junkfood für Anleger ist, dass die Kunden danach verlangen, also muss es produziert werden. Wenn wir ihnen nicht sagen, wie sich der Aktienmarkt im letzten Monat entwickelt hat, wollen sie wissen, warum. Daran mag etwas Wahres dran sein, aber es ist ein Teufelskreis. Die Kunden wollen es, weil sie ständig damit gefüttert werden. Vielleicht könnten wir versuchen, diese Erwartungen zu revidieren und mehr über gutes Investitionsverhalten zu sprechen.
Das Problem mit diesen Obst- und Gemüsesorten aus der Welt der Anlagekommunikation ist, dass sie ähnlich wie gute, langfristige Investitionen repetitiv und langweilig erscheinen können. Hierfür gibt es zwei Lösungen: die gleichen Botschaften auf unterschiedliche Art und Weise zu vermitteln (was bestimmten Leuten besonders gut gelingt). Oder man erzählt den Menschen von all den spannenden und emotionalen Dingen, die auf den Finanzmärkten passieren, und erklärt ihnen dann, warum sie nichts dagegen unternehmen sollten.
Ihr Personal Trainer… äh Vermögensverwalter
Als Ihr Berater bin ich so etwas wie Ihr Personal Trainer. Manchmal klinge ich wie ein Spielverderber, wenn ich Mantra-artig wiederhole, dass Sie an Ihrem Finanzplan festhalten sollten. Ich hole den Ernährungsplan (Investmentphilosophie) raus und zeige Ihnen, welche positiven Aspekte das für Ihr Leben haben kann. Das ist in der Regel nicht sexy oder spannend – aber es zahlt sich aus. Und dafür bezahlen Sie mich – kein anderer.
Wir können uns das Junkfood ansehen, sollten es aber nicht essen.
